D O N E M U S P U B L I S H I N G BV
———————————————————————————————
JOHN BORSTLAP: BRUECKE UEBER DEN ABGRUND
Neue klassische Musik als eine Wiedergeburt älterer Tradition
“John Borstlap kombiniert in seiner Musik ein grosses fachliches Können mit äusserst originellem thematischen Material. Es ist auffallend wie erfrischend neue tonale Musik sein kann.” Mens & Melodie Music Magazine
Die Musik von John Borstlap gehört zu einer neuen Strömung in der gegenwärtigen Musik, die am besten als ‘Neue Klassik’ bezeichnet werden kann; eine neue Musik die ältere Traditionen wieder aufnimmt, aufs neue interpretiert mit der Absicht, die Kontinuität des musikalischen Humanismus, die mit der Periode des Faschismus und 2. Weltkriegs und dem nachfolgenden Modernismus unterbrochen worden war, wiederher zu stellen.
Die Idee einer neuen Klassik ist mit einer breiteren, gegenwärtigen ästhetischen Debatte über die Bedeutung des Schönheitskonzepts in der heutigen Kultur verbunden. In der bildenden Kunst gibt es schon seit Jahren einen Aufschwung figurativer Malerei, who Schönheit und Ausdruck nicht länger Tabu sind. In der ernsten Musik (die immer etwas langsamer auf Kulturänderungen reagiert) werden diese Eigenschaften allmählich weniger als ‘unzeitgemäss’ gesehen, weil die Berührungsangst für Sensibilität mehr als typisch und zeitbedingt für die Nachkriegszeit erfahren wird. Es ist offenbar, dass eine neue Musik die, nach einem halben Jahrhundert von materiellen Klangexplorationen, zeitlose Schönheitsideale anhängt, zur Debatte über die Ziele der ernsten Musik im 21. Jahrhundert etwas Bedeutendes beizutragen hat. Sie appelliert wieder an das Vermögen der klassisch-gebildeten Musiker ein Musikwerk als Ausdruck innerlicher Existenz zu erfahren, was immer das Fundament der Europäischer Musikkultur war. Und deshalb ist sie ohne Probleme in einem normalen, traditionellen Programm einzublenden: sie gehört zu derselben Musikkultur als die zentrale, breitere Aufführungspraxis. Die Musik von Komponisten wie z.B. Nicolas Bacri, Karol Beffa, Richard Dubugnon, Guillaume Connesson, David Matthews, wird zunehmend und mit Erfolg in den regulieren Orchesterserien aufgeführt, wo es von Musikern und Publikum als anregende Alternative zum Modernismus, Postmodernismus und was daraus als Mischungen mit Klangkunst entstanden ist, begrüsst wird.
Eine neue Klassik scheint besonders für die Deutschsprachige Kulturlandschaft geeignet, was natürlich alles zu tun hat mit dem Mauerfall, der Wiedervereinigung und der daraus folgenden (auch kulturellen) Selbstbesinnung im Europäischen Kontext. Das Werk von John Borstlap ist besonders in den älteren Deutschen Musiktraditionen gewurzelt, und bemüht sich die humanistischen Werte die im klassischen Repertoire verkörpert sind, auch der neuen Musik zugänglich zu machen.
Für Borstlap besteht Musik aus zwei Ebenen: die Ebene des Materials, des Vokabulärs, was die Sprache der Musik genannt werden kann, und die der Verarbeitung, der Psychologie der persönlichen Vision des Komponisten. Für ihn ist das Konzept Tradition ein dynamisches Prozess wo ein allgemeines Vokabulär zu persönlichen Ausdruckszwecken genutzt werden kann. Deshalb ist seine Musik mit einer Reflexion traditioneller Formen und Gattungen untrennbar verbunden, zusammen mit einer Kultivierung subjektiven Ausdrucks und historisch verankerter Semantik, die für ihn nicht an bestimmten Zeitaltern gebunden ist und deshalb auch nicht mit der Modernität unvereinbar. Für ihn ist das Konzept Tradition nicht konzervativ, aber zeitlos und deshalb immer wieder interpretierbar.
Zentral steht bei Borstlap die Idee der Tonalität, nicht als System, sondern als freies, von der Natur definiertes Feld worin die Musik sich in einem Kontinuum von verschiedenen Tonbeziehungen frei bewegen kann, von harmonischem Konsonant bis zum scharfen Dissonant. In dieser Musik sind ältere Stile keine Museumsstücke, aber Instrumente zu persönlichem Ausdruck, die frei mit einander zu kombinieren sind sodass sie, dem Kontext ihrer historischen Entstehungszeit entzogen, zu neuen musikalischen Ausdrucksformen gestaltet werden können.
Borstlap’s Musik hat sich allmählich zu einem Stil entwickelt, worin Elemente der Wiener Klassik, der Deutschen Romantik, und besonders des frühen 20. Jahrhunderts, eine expressive Mischung formen. Für Borstlap war die Periode 1880 – 1930 der letzte Höhepunkt der Europäischen Musik, ein Zeitalter ohne Dogmatik aber noch im Traditionsbewusstsein der vorgehenden Periode gewurzelt; seine Musik kann deshalb als eine Brücke von einer hochentwickelten Vergangenheit zu einer hoffnungsvollen Zukunft, wo zeitlose künstlerische Werte wieder interpretiert werden können, verstehen werden.
Während in Deutschland die Scheu der Vergangenheit entgegen resultierte in die Idee, dass nur eine atonale Klangkunst eine Sicherung gegen konservatives, rechtsradikales Gedankengut biete, wurde in der angelsächsischen Welt und in Frankreich schon die mögliche Alternative zum Modernismus untersucht. Aber in Deutschland ist eine Klassik oft mit Erinnerungen an der Aneignung des Faschismus verbunden, so dass eine Wiederaufnahme einer älteren Kultur manchmal eher als ein negatives rückwärts statt eine Renaissance empfunden wird. Wie Borstlap sagt: “Die dunkle Jahren der Deutschen Geschichte des vorigen Jahrhunderts liegen wie ein Sperrriegel vor der Erinnerung an das gute Deutschland, an die Komponisten, Dichter und Philosophen, die der Welt im 18. und 19. Jahrhundert so viel Schönheit und Erkenntnis beschert haben und dessen Werken zu den bedeutenden Europäischen Kulturgüter gehören.” Aber mit einer neuen, und deshalb modernen, Wiederaufnahme der Deutsch-klassischen, tonalen Tradition von einer unbelasteten Quelle (weil im kulturellen Sinne, aber nicht formell Deutsch), lässt sich der Sperrriegel der Jahre 33 bis 45 durchbrechen.
In diesen Tagen wird bisweilen von rechts-radikalen Gruppen, z.B. Identitären, Nationalisten, Pegida-Anhängern und Neo-Faschisten, die klassische Kultur im allgemeinen und besonders die Architektur, für ideologische Zwecke die mit den in der Klassik eingebetteten humanistischen Werten nichts gemein haben, annektiert; es soll deutlich sein dass eine solche Aneignung mit einer neuen musikalischen Klassik nichts zu tun hat. Die Fälschung der klassischen Kultur von den Nazis im vorigen Jahrhundert hat mit dem Nachkriegsmodernismus ein Tabu in die Welt gebracht, die eine Renaissance der Klassik lange im Wege gestanden hat. Eine neue Klassik in der ernsten Musik soll solche Missverständnisse endlich, nach einem halben Jahrhundert, beseitigen.
Der Wiener Komponist Arnold Schönberg (1874-1951) war für Borstlap eine entscheidende musikalische Erfahrung, weil für ihn Schönberg als erste Komponist die Grundprobleme des 20. Jahrhundert durchforscht hat: das Problem der Rationalität, der Fortschritt und des Audrucks, und am Anfang des atonalen Modernismus stand, wie weiter nach 1945 entwickelt.
Wie John Borstlap selber sagt: “Ich bin eine Art umgekehrter Schönberg, meine Musik entwickelte sich in eine umgekehrte Richtung, zurück in eine erweiterte Tradition die neue Türen öffnet. Schönberg hat das in seiner Ersten Kammersymphonie gefühlt aber nach diesem Meisterwerk nicht durchgeführt. Er war von einem lineären Fortschrittsglauben belastet – Fortschritt wie in der Wissenschaft – das ihm die Sicht auf eine qualitative Fortschritt benahm. Die Erste Kammersymphonie zeigte mir den Weg zurück in eine qualitativ-fortschrittliche Tradition, die klassische.”
Dr. Andreas Dorschel, international bekannter Philosoph, Professor für Aesthetik an der Stanford University (USA), und Professor und Vorstand des Instituts für Musikästhetik an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Graz, versteht die Idee einer neuen Klassik als mit der genannten ästhetischen Debatte über die Bedeutung des Schönheitskonzepts verbunden. Er schreibt über das Werk von Borstlap:
Tatsächlich strebt Borstlap nach Schönheit. Wenn dies lange als altmodisch galt, so scheint mir heute eher die Denunziation und Exklusion von Schönheit ästhetisch antiquiert. In der ästhetischen Diskussion der Gegenwart beschäftigt das Thema jedenfalls die besten Köpfe, etwa Alexander Nehamas: ‘Only a Promise of Happiness; the Place of Beauty in a World of Art’; Roger Scruton: Beauty’; Paolo Euron: ‘Art, Beauty and Imitation’; Denis Dutton: ‘The Art Instinct: Beauty, Pleasure and Human Evolution’.
Borstlap steht über dem Verdacht, er verwechsele Schönheit mit Gefälligkeit. Das tut er so wenig wie Beethoven, Wagner oder Brahms, die für Borstlap in der Tat wichtige Orientierungspunkte darstellen. Borstlap glaubt an die Möglichkeit einer Anknüpfung an die klassisch-romantische Tradition, und ich verstehe sein kompositorisches Werk als überzeugenden Nachweis, dass eine solche Anknüpfung heute erreicht werden kann, ohne in den Eklektizismus von Stilkopieen oder (postmodernen) Stilcollagen zu verfallen.
Borstlaps Buch über das Thema einer neuen Klassik: The Classical Revolution, wurde in 2013 von dem Scarecrow Press in New York veröffentlicht. Eine zweite revisierte Auflage erschien in 2017 bei Dover Publications, New York. Ein neues Buch über die klassische Musikkultur in Beziehung der Modernität: Regaining Classical Music’s Relevance, erschien 2024 bei Cambridge Scholars Publishing, Newcastle.
Partituren und Orchestermaterial sind erhältlich von:
Donemus Publishing BV
Postbox 3060
2280 GB Rijswijk
Niederlande
Website: https://donemus.nl/
Tel: + 31 (0) 70 89 17 996
Director: Davo van Peursen
Email: davo@donemus.nl or info@donemus.nl
Manager New Titles, Rentals/Sales: Aleksandra Markovic Ph.D.
Email: aleksandra@donemus.nl
Webshop: https://webshop.donemus.com/